Kinostart: 13.04.2023 |
Der Dokumentarfilmer Patricio Guzmán hat sich im Oktober 2019, als eine Preiserhöhung in der Metro in Santiago de Chile zu Massendemonstrationen mit fast anderthalb Millionen Menschen und dann zu einem revolutionären Flächenbrand im ganzen Land führte, mitten ins Geschehen gestürzt und festgehalten, mit welchem Mut, welcher Leidenschaft und auch Kreativität sich ein ganzes Volk gegen unwürdige prekäre Lebensverhältnisse aufzulehnen und auch der brutalen Antwort des Regimes zu trotzen vermag, um so am Ende sogar eine Verfassung zu kippen, die 46 Jahre lang von der Pinochet-Diktatur geprägt war.
Kritik:
Regisseur Guzmáns Film hat nicht den Anspruch, in aller Gründlichkeit aufzuarbeiten, wie es eine patriarchalische Elite geschafft hat, auch nach Pinochets Sturz ein korruptes System der Ausbeutung aufrechtzuerhalten, er streift nur die zahllosen Menschenrechtsverletzungen, die durch das Regime auch während der Revolte (32 Tote und Tausende von Verletzten) begangen wurden, und er unterschlägt, dass inzwischen der neue Verfassungsentwurf durch eine Volksabstimmung gekippt wurde – aber darin, dass er sich stattdessen voller Solidarität und Empathie „nur“ auf die Porträts seiner Landsleute, die für ein besseres Leben auf die Straße gegangen sind, konzentriert, liegt genau seine inspirierende Schönheit und Kraft.
Originaltitel: Mi país imaginario
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