Kinostart: 14.07.2022 |
Zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution in den 1970er-Jahren entwendet der aus einem Arbeitslager geflohene Zhang Jiusheng einem Kurier eine Filmrolle mit einer Wochenschau, die ihm jedoch sogleich wieder von dem Waisenmädchen Liu abgeluchst wird, und erst in dem kleinen Ort am Rande der Wüste Gobi, wo der angesehene Filmvorführer und seine Kino-Fangemeinde schon sehnsüchtig auf die Lieferung mit den Filmrollen gewartet haben, wird klar, was die beiden „Filmliebhaber“ mit dem begehrten Stück Zelluloid verbindet…
Kritik:
Die Meisterschaft eines Regisseurs zeigt sich darin, dass er die ganze Vielschichtigkeit eines Stoffes entfaltet, ohne dabei die Stimmigkeit der erzählten Geschichte aus dem Blick zu verlieren, und genau das demonstriert Zhang Yimou hier indem er uns zum einen wie in einem Märchen an einen abgelegenen Ort und in eine untergegangene Zeit entführt, dabei (als ehemaliger Kameramann) sein eigenes Medium Film mit liebevoller Nostalgie feiert und gleichzeitig ironisch demontiert, wie nebenbei auch noch die chinesische Mentalität im Speziellen und die menschliche Natur im Allgemeinen untersucht, deren Wesen es ist, alle staatliche Obrigkeit mit den eigenen Alltags- und Beziehungsproblemen zu unterspülen (was die chinesische Führung zurecht als Regimekritik wertete und die Aufführung von „Eine Sekunde“ auf der Berlinale 2019 verhinderte), und all diese Ebenen hält er mit leichter Hand mittels einer umwerfend tragikomischen Erzählung zusammen, die auch noch fesselt und berührt – und zwar zu jeder Sekunde.
Originaltitel: Yi miao zhong/One Second
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